Kunst & Vision
Zu den Arbeiten von Uwe Sernow-Rose

 

Uwe Sernow-Rose ist Autodidakt in Sachen Kunst. Er hat eine Lehre als Heizungs- und Kesselbauer absolviert, deshalb kennt er sich so gut aus mit den unterschiedlichen Techniken der Metallbearbeitung, bevor er 30 Jahre lang bei der Berliner Feuerwehr tätig war. Zur Kunst gelangte er durch die Künstlerin Anneliese Kuhk. Er half ihr bei der Ausführung ihrer Fassadenmosaike. Durch den ständigen Austausch mit der Künstlerin schulte er sein Gefühl für Proportionen und sein Auge für bildnerisches Gestalten. Er lieh sich von ihr viele Kunstbücher aus. Am meisten beeindruckten ihn die Bauhausgestalter und die Konstruktivisten. Anneliese Kuhk ermutigte ihn selber Kunst zu schaffen. Auch die freie, assoziative Herangehensweise hat er von ihr gelernt. Nur das seine Kunstwerke überwiegend aus technischen oder industriell vorgefertigten Metallfragmenten bestehen. So unternimmt er seit 1988 Streifzüge zu den Schrottplätzen seiner Umgebung. Er sucht Metallstücke, die ihn aufgrund ihrer Form, Farbe oder ihrer Oberflächenstruktur zu neuen Kunstwerken inspirieren. Mit geübten Blick und viel Fantasie erkennt er das Potential, welches in seinen Fundstücken steckt. Diese Teile bearbeitet er dann durch schleifen, polieren, löten oder schweißen, oder er setzt sie roh und unbehandelt ein. Hierbei fällt der Kombination, der Montage, die eigentliche Aufgabe des Neuerschaffens zu. Es entstehen aus gefundenen Fragmenten durch Bearbeitung und Gestaltung eigenständige Kunstwerke mit neuer inhaltlicher und formaler Aussage. Kurz gesagt, er schafft aus Schrott Kunst

Die Werke des Künstlers sind durch die Herangehensweise der freien Assoziation sehr unterschiedlich. Denn es ist jedes Mal etwas anderes, was den Künstler zu einem Werk inspiriert. Aber immer spielt die Fantasie des Künstlers eine große Rolle, so sieht er in den unterschiedlichen Oberflächen rau und glatt, sowie in den Formen rund und eckig ein Paar oder in dem hohlen Rechteck einen Kopffüßler oder in dem Küken eines Hahnes einen Kopf usw.

Seine Aussage ist für den Betrachter fast immer nachvollziehbar. Wenn dann die Skulpturen fertig sind wirkt alles einfach und verständlich und ist deshalb genial. Auch die Titel der Werke zeigen kein einheitliches Thema. Nur Namen wie der Manirist, der Kopf des Architekten und „Küß mich“ lassen darauf schließen, dass der Witz bei Uwe Sernow-Rose nicht zu kurz kommt.

Aber in der formalen Gestaltung zeigen die Plastiken viele Übereinstimmungen. So ist es dem Künstler ein Anliegen die Aussage seine Kunstwerke durch eine knappe Formelhaftigkeit auf den Punkt zu bringen. Seine Werke zeigen alle eine starke Reduktion auf geometrische Grundformen, eine klare Gliederung, eine übersichtliche Linienführung sowie eine abstrahierende Gestaltung. Auch fordern seine Arbeiten zum Umschreiten auf und zeigen aus verschiedenen Blickwinkeln neue Ansichten. Diese Gestaltungsprinzipien spiegeln seine Bewunderung für die oben erwähnten Künstler wider, nur dass bei Sernow-Rose der Zufall des Fundes und sein sicheres künstlerisches Auge für die Entstehung einer Plastik die entscheidende Rolle spielen. Hinzu kommt, dass alle seine Werke eine ästhetische Formgebung aufweisen. Ob die Arbeiten schwer, kompakt oder filigran und leicht erscheinen, allen liegt das Prinzip des Ausgleichs zugrunde. Er erzeugt fast immer eine Spannung, die er wieder zum Ausgleich bringt. Die Spannung wird durch unterschiedliche Kontraste wie die verschiedene Färbung der Metalle in, rost-, gold- kupfer- oder edelstahl-farben oder durch verschiedene Oberflächenstrukturen wie: rau, glatt, gekörnt, porös, rostig sowie durch variable Formen wie: rund, eckig, kompakt, filigran aufrecht, gebogen, erzeugt. Letztendlich aber überführt er diese Spannung in ein Gleichgewicht, was die ästhetische Wirkung der Werke hervorruft. Er baut einen Spannungsbogen auf, den er zum Ausgleich bringt, dass macht die Ausgewogenheit der Werke aus. Das Zusammenspiel von knapper Formelhaftigkeit, ästhetischer Gestaltung und gutem handwerklichen Können lassen Plastiken von individueller Art und eigener Leichtigkeit und Schönheit entstehen.